Jetzt erst recht!

"Sollte die Kirche allerdings als Nachfolger tatsächlich einen Nichteuropäer berufen, wie es immer häufiger gefordert wird, so wäre dies ein fatales Signal. Es wäre das Signal, dass die Kirche den Kampf um Europa aufgibt, um sich der scheinbar unverdorbenen Dritten Welt zuzuwenden. Eine Kirche allerdings, die ihr ältestes und stärkstes Bollwerk preisgibt, weil dessen Fundamente zerbröseln, wird gar nichts mehr erobern, auch nicht die Dritte Welt; sie wird nur das nächste Kapitel der Geschichte ihres Niederganges schreiben."(1)

Als Benedikt XVI. die Neuevangelisierung Europas zu einem wichtigen Thema seines Pontifikates machte, war das für mich eine Art Erweckungsruf. Ich schloss mich spontan einer Gemeinschaft an, die außerhalb der üblichen Amtsstrukturen das Wort Gottes verbreiten wollte, dort, wo sich sonst kein Priester hinwagt, sei es aus Feigheit oder deutscher Bräsigkeit, die sich mit Kirchensteuer und Konkordat heimelnd eingerichtet hat und gar nicht mehr daran denkt, sich außerhalb der schrumpfenden Kirchenstrukturen zu bewegen oder gar das Wort Gottes zu verkünden.

Die Reaktion des Bischofs war mehr als ernüchternd. Niederschmetternd, wäre das richtige Wort. So wie damals kein wirklicher Ruck durch die Kirche ging. Als drischt man einen leeren Sack.

Die deutschen Bischöfe verwalten den Niedergang. Mehr wollen sie augenscheinlich nicht. Man kniet nicht vor Rom, sondern vor dem Zeitgeist. Das ist eine Bilanz, die ich persönlich am Ende des Pontifikates von Benedikt XVI. ziehe, obwohl ich sie ihm nicht anlaste. Sein Wollen hatte Größe, aber im Grunde ist er gescheitert, auch mit seinem Versuch die Kirche zu entweltlichen.

Die Wahl eines Afrikaners oder eines Südamerikaners wäre in der Tat ein fatales Signal für Europa, die Wiege des katholischen Glaubens. Auch deshalb empfinde ich den Rücktritt als Kapitulation vor dem Zeitgeist, mit der ich mich niemals abfinden werde.

Was meine Person angeht, hat der Kampf um Europas katholisches Herz gerade aufs Neue begonnen. Jetzt erst recht.

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(1) Ein Schwarzer Tag; Manfred Kleine-Hartlage