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Mittwoch, 30. Januar 2013

Pressefreiheit: Ein reaktionärer Anachronismus

"Reporter ohne Grenzen" hat Deutschland wegen Pressekonzentration und Bedrohung von Journalisten durch Extremisten auf der Pressefreiheit-Rangliste herabgestuft, zwischen Costa Rica und Tschechien.(1)

Der Bericht verhält sich zur Wirklichkeit, wie eine Passante zum Kreis, geht doch die größte Bedrohung für die Freiheit des Wortes nicht von radikalen Kleingruppen oder ökonomischen Zwängen aus, vielmehr kollidiert die sogenannte Presse- immer öfter mit der Meinungsfreiheit, hat sich die Journaille selbst zur größten Gefahr für das freie Wort entwickelt.

Durch die Macht korrumpiert bildet der deutsche Journalismus einen politisch-medialen Komplex, in dessen Zentrum nicht mehr die öffentliche Kontrolle der Mächtigen steht, der sich ganz, wie in den schlimmsten totalitären Regimen üblich, der „Volksaufklärung“ verpflichtet fühlt.

„Die Presse“, egal ob sie auf Papier, über das Internet , die staatstragenden GEZ- oder Privatmedien daherkommt, ist zu einem Anachronismus mutiert, der sich zunehmend als Freiheitsbedrohend herauskristallisiert, weil sie versucht, ihr Monopol auf Meinungsäußerung mit Hilfe politischer und medialer Gewalt zu restaurieren. Zwangsabgaben, ebenso wie bizarre Debatten um den politisch „richtigen“ Gebrauch der Sprache - Stichwort „Sexismus“ oder „Neger“ - sind Vehikel, um unabhängige und freie Meinungsäußerungen zu kriminalisieren, was mit einer sukzessiven Ausweitung diverser juristischer Gummiparagrafen einhergeht, die es jeden selbst ernannten Sittenwächter ermöglichen, unliebsame Personen vor Gericht zu zerren.

Die vierte Gewalt wurde in die Subkulturen des Internets abgedrängt und sie artikuliert sich dort, politisch inkorrekt, in Newsgroups, Chatrooms, Foren und Blogs. Von hier aus und längst nicht mehr aus den etablierten Redaktionsstuben profitorientierter Medienkonzerne, wird die Macht kritisch und misstrauisch beäugt, hinterfragt und kritisiert.

Die Pressefreiheit, sofern sie in ihrer kantschen Idealform überhaupt existierte, ist heute mehr denn je ein reaktionäres Privileg reicher Verleger und Oligarchen, mit dem man versucht, die deutsche Öffentlichkeit immer offensichtlicher zu manipulieren. Zum Eigennutz weniger, zum Schaden vieler.
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(1) Reporter ohne Grenzen : Deutschland fällt bei Pressefreiheit auf Rang 17 - Nachrichten Politik - Deutschland - DIE WELT

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