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Montag, 4. Juni 2012

Perverse Typen

"Die Augen blicken starr, alle Viere hat die Katze von sich gestreckt: Mit Propellern an den Pfoten kann das Tier fliegen. Ob ihr das gefällt? Das weiß man nicht. Denn das Tier ist tot."


Würden sich die perversen Typen nicht "Künstler" nennen, hätte sie der Tierschutzmob schon längst gelyncht. Wenn die WELT das unter der Rubrik "kurioses" einordnet, dann haben diese Redakteure, nicht zum ersten Mal, ein typisch urbanes Wahrnehmungsproblem.

Das Ärgerliche an solchen Menschen ist nicht ihre bloße Existenz, sondern die Öffentlichkeit, die man sie herstellen lässt, mir der Absicht, ästhetische Kunst zu verdrängen.

Es war Aristoteles der zuerst Kunst als größtmögliche Steigerungsform des Handwerks begriff, die nicht nur aus Fertigkeiten besteht, sondern aus der Ausarbeitung einer Begabung, über die nur wenige verfügen. Für die fliegende Katze brauche man nichts davon, nur einen Modellbausatz aus dem lokalen Bastelladen - und ein gewisses Mass jener Pietätlosigkeit, die Urbanen eigen ist.

Aber klar: In einer Massenkultur kann sich die begabungslose Masse als Künstler nur generieren, weil das Gleichheitsverdikt postuliert, dass aus jedem ein "da Vinci" oder ein "Einstein" werden kann. Selbst wenn ihn alle Voraussetzungen fehlen, kann er zumindest so tun und die urbane Masse jubiliert, weil sie sich selbst wiederkennt und dies als einzigen Maßstab für "Kunst" gelten lässt.

Man kann in einer solchen Gesellschaft nur überwintern, indem man insgeheim das Gute und das Schöne pflegt und es nicht dem Pöbel zum Fraße vorwirft.
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(1) Tier-Maschine: Künstler macht aus seiner toten Katze ein Flugobjekt; WELT ONLINE

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