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Samstag, 4. August 2012

Die der verlorene Ehre der Nadja Drygalla

"Die 23-jährige Ruderin Nadja Drygalla startet bei Olympia im Achter. Die Frauen werden Letzter, doch es gibt keine Diskussionen über die sportliche Leistung. Trainer Ralf Müller betont: „Klar, die Enttäuschung ist immer groß, wenn man ausscheidet. Die Mädels können aber erhobenen Hauptes vom Platz gehen.“(1)
Felix Menzel schreibt weiter unten: "Anstatt sich schützend vor seine Athletin zu stellen und den Vorfall intern aufzuarbeiten, gibt der Vorsitzende des Deutschen Ruderverbandes (DRV), Siegfried Kaidel, zum Besten, man werde „noch im August ein weiteres Gespräch mit Nadja Drygalla führen."

Vorfall? Welcher Vorfall verdammt? Der Vorfall war die Denunziation. Darauf hat man die Denunzierte, nicht die Denunzianten, zum "Gespräch" zitiert.

Wer hat dies getan? Der Staat? Der hatte keinen Grund. Verbandsfunktionäre repräsentieren mitnichten den Staat, sie sind Teil der Gesellschaft, legitimiert sportliche Leistungen zu bewerten, aber gewiss nicht, um im Privatleben anderer Leute herumzuschnüffeln. Woher nehmen sie das Recht, zu urteilen und zu strafen? Dem Staat kann man vorwerfen, dass er die selbsternannten Gesinnungswächter gewähren lässt, die verfassungsrechtlich garantierten Rechte dieser, seiner Bürgerin nicht schützt, nicht eingreift, sondern schweigend zuschaut.

Nicht durch Verfassungsorgane wird Recht verletzt, es ist das Volk selber, das hier tobt und mobbt, der Pöbel, die Straße, die sich zum Richter und Henker aufschwingt. Wohlgemerkt, die Gesellschaft, nicht der Staat.

Man liest im Kommentarbereich der Mainstreammedien, Sätze wie diesen: „Die Frau ist eine Schande für Deutschland.“ Obwohl sonst fleißig gelöscht wird, bleiben solche Pöbeleien stehen. Und keiner merkt, in welch schwarzen Abgrund er hier blickt. Man trampelt die Ehre einer Frau kaputt, die sich nichts anderes zuschulden kommen ließ, als sich in den „falschen“ Mann zu verlieben.

Die Frau wollte rudern, sie hat deshalb das Maul gehalten, sich angepasst - genutzt hat’s ihr nicht. Trotzdem hat man sich heimlich das Maul zerrissen, hat getuschelt und Stimmung gemacht. Nun ist man öffentlich über sie in einer Weise hergefallen, gegen die man sich nicht wirklich wehren kann. Nach unten treten und nach oben buckeln, so kennt man die Deutschen. Nicht alle, aber wieder viel zu viele. Über die schreibenden Schmeißfliegen, die diese erbärmliche Schmierenkomödie erst inszenierten und ohne jeden Beweis das unsägliche Konglomerat an Verdächtigungen, Vermutungen und Behauptungen genüsslich zelebrierten, ist jedes Wort zu viel verloren. Wenn die Meute losgelassen, treibt die Hetzer die heimliche Angst zu furiosen Eifer, denn jeder könnte der Nächste sein, wenn der böse Blick zufällig auf ihn fällt.

Der staatlich alimentierte „Kampf gegen rechts“ hat ein gesellschaftliches Klima geschaffen, indem sich Spitzel und Denunzianten so wohl fühlen, wie Fische im Wasser. Misstrauen und Hysterie machen sich breit, die zwischenmenschlichen Beziehungen werden vergiftet und die Gesellschaft zersetzt. Öffentlicher Rufmord, Ehrabschneidung und Herabwürdigung greifen um sich. McCarty lässt grüßen.

Hier wird die Axt an die Grundordnung dieser Republik gelegt. Aber vielleicht ist genau das ja gewollt.
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(1) Sippenhaft: Ruderin Nadja Drygalla muß gehen | Sezession im Netz

2 Kommentare:

  1. Es kann ja wohl nicht sein, dass man Frau Drygalla dafür, dass sie einen Freund mit rechten politischen Ansichten hat, in Sippenhaftung nimmt. Das ist doch wohl ein Witz oder?

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    1. In der DDR wusste man, wer dafür verantwortlich war, wenn man aufgrund von "Westverwandtschaft" nicht studieren durfte oder bestimmte Laufbahnen von vorherein verschlossen blieben: Der Staat, die Stasi, die Partei. Das war keine Sippenhaft, aber Sippenhaftung.

      In der BRD ist der Mechanismus subtiler. Der Staat alimentiert hier nur jene Strukturen, die eine gesellschaftliche Hetzjagd auf Abweichler machen. Das dabei auch das "Umfeld" - der Freund, die Familie - also definitiv Unschuldige, der Hexenjagd der selbsternannten Gesinnungswächter auf vermeintliche Nazis zum Opfer fallen, war vorhersehbar. Der Staat heuchelt Unschuld.
      Aber das Ergebnis ist für die Betroffenen dasselbe: Sippenhaftung.

      Nein, nicht einmal das. In der DDR konnten sich Betroffene der heimlichen Solidarität der Gesellschaft sicher sein. In der BRD wird der so Verfolgte zum Paria, zum Aussätzigen, der in den sozialen Tod getrieben werden soll.

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