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Dienstag, 5. April 2011

Die Kernkraft und das Wesen politischer Macht

Im Grunde ist es vollkommen, egal wie der Strom erzeugt wird, der aus der Steckdose kommt. Mein kann seine Herstellungsart weder schmecken, noch riechen oder fühlen.

Politisiert wird die "Energiepolitik" erst in der politischen Sphäre einer Gesellschaft, in der jeder Hauptschüler meint, er besitze genügend Grips um mitentscheiden zu können wie viel und wodurch der Strom erzeugt wird, den er zu verbrauchen gedenkt.

Ich könnte, aufgrund meiner Ausbildung, vielleicht etwas Fundiertes zu Sicherheit bestimmter chemischer Reaktoren sagen, bei Kernkraftwerken reicht mein Fachwissen nicht aus, um mir selber ein sicheres Urteil bilden zu können. Hier bin ich auf den Standpunkt von Fachleuten angewiesen, die sich allerdings allzu oft als käufliche „Experten“ erweisen, weil sie Demagogen zuarbeiten, die aus fragwürdigen technischen Aussagen politische Parolen stanzen.

Es gibt eine Antinomie zwischen menschlichen und politischen Wollen, die vielen überhaupt nicht ins Bewusstsein steigt, weil sie irrtümlicherweise glauben das ihre Wahl auch ihren Wollen transportiert.

Das Wesen der Politik ist nicht auf Eudämonie ausgerichtet sondern Macht. Die Mittel der Macht sind wahllos. Wenn Politik mit Anti-AKW Parolen Macht verspricht, so ist der Politiker der Letzte, der diese Möglichkeit nicht beim Schopfe packt. Egal ob die gräulichen Bilder, die er an die Wand wirft, der Wahrheit entsprechen oder nicht.

Massengesellschaften entwickeln einen unangenehmen Trend zur Politisierung jedes noch so banalen Themas um „Massen“ zu mobilisieren, die jedes kritische Wort kriminalisieren und im Auftrag vorgeblicher Moralität jeden Widerstand niederwalzen. Dabei ist das Thema nicht Inhalt der Politik oder nur insofern wie es dem Ausbau oder dem Erhalt politischer Macht dienlich erscheint. Der Opportunismus ist kein Mangel politischer Macht sondern das Wesen derselben.

Ich bin sowenig Befürworter von Kernkraft, wie ich ein „Gegner“ dieser Art von Energiezeugung bin. Kernkraft hat ihre Tücken birgt Risiken, aber die hat jede andere Technologie auch. Auf Deutschlands Autobahnen sterben jährlich mehr Menschen als Soldaten in Afghanistan. Niemand würde deshalb auf Mobilität verzichten wollen, weil die rasche Fortbewegung ein höheres Risiko birgt, als durch einen Reaktorunfall zu sterben. Selbst Fliegen ist tausendmal gefährlicher als Kernkraft. Die größten Massenmörder der Geschichte sind nicht Hitler, Stalin oder Mao – nein, es sind Ingenieure deren schlecht konstruierte Maschinen Millionen das Leben gekostet haben und noch kosten werden.

Der Landverbrauch, ja die Verseuchung großer Gebiete, durch nichtnukleare Technik ist, betrachtet man die utopischen Großprojekte in der ehemaligen Sowjetunion und dem heutigen China um ein Vielfaches höher als die Flächen die durch Kernkraft nicht nutzbar worden. Der Aralsee, eine Perle Sibiriens ist nicht Opfer der Kernkraft, sondern einer exzessiver Nutzung des Wassers.

Nichts von dem, was wir künftig tun, ist frei von Risiken. Daher ist konservative Vorsicht bei der Einführung neuer Technologien gefragt und nicht das blinde Voranstürmen im Zuge einer Kulturrevolution, eines „großen Sprungs“ oder irgendwelcher technologischer Revolutionen. Es geht nicht um die Konservierung bestehender Zustände sondern um den Nachweis das Neues tatsächlich besser als das Althergebrachte ist, bevor man es flächendeckend einführt und die Menschen als Versuchskaninchen missbraucht.

Die „Energiewende“ in Deutschland, ausgelöst durch die Schwierigkeiten in japanischen Fukushima, hat wenig mit technischer Vernunft zu tun. Die Deutschen neigen zu Extremen und sie sind gerade dabei sich „energiepolitisch“ zu radikalisieren und ihr Schicksal in die Hände Leuten zu legen, die keinerlei andere Qualifikationen vorzuweisen haben als das sie Menschen erfolgreich zu manipulieren verstehen.

Der angeblich „mündige Bürger“ wird zum Schluss wieder einmal der Dumme sein und die „energiepolitischen“ Kapriolen bezahlen müssen. Schon bei der nächsten Stromrechnung könnte der hyperventilierende Aktivismus auf den Geldbeutel schlagen.

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