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Samstag, 23. Februar 2013

Wenn Zeilen töten - Boris Pasternak

Beim systematischen leerräumen meines Hauses ist mir ein verwelktes Büchlein aus meiner frühen Jugend in die Hände gefallen.

Tatsächlich ein lange vermisster Gedichtband von Boris Pasternak, wohl auch der einzige, der je in der DDR erschienen ist. Damals kannte ich weder Schiwago, noch Pasternak - wohl aber Alexej, der vermutlich der damalige KGB-Führungsoffizier meines Vaters war und der mir gerne und sehr oft den Kopf gestreichelt hat. Vermutlich liebe ich daher den Geruch russischer Militärmäntel, diese merkwürdig rauchig-schwermütige Mischung, aus Schweiß, Papirossy und Wodka.

Er hat mir das Bändchen geschenkt, jede Seite durch kostbares Seidenpapier getrennt. Allein das Papier war, wie sich heuer herausstellt, minderwertig. Leider.

Trotzdem ist noch einiges entzifferbar: "Moskau als der Urquell dessen/ was das Jahrhundert blühend macht." An die Zeile kann ich mich erinnern. Wie an jene:

Hätt ich gewusst,
dass eine Zeile töten kann,
wie ein Kugel reißt die Brust ...

Im Buch aber finde merkwürdigerweise ein andere Version:

Hätt ich, dass es so ist, gewusst,
Als ich mich zum Debüt entschlossen,
Dass Zeilen töten mit dem Blut,
Das aus der Kehle kommt geschossen!


Egal was ein Mann in Hand nimmt, ob Gewehr oder Feder, er kann alles in eine tödliche Waffen verwandeln.

Ich habe Pasternak als Dichter gemocht, schon deshalb, weil er im Unterschied zu Gorki, Tretjakow oder Majakowski kein schwülstiger Revolutionsbarde war.

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