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Freitag, 24. Februar 2012

Und i muaß jetzt glei speibn

"Dies ist kein Gesprächsangebot. Dies ist eine Distanzierung. Eine Distanzierung von dem letzten Text, den Martin Lichtmesz für SiN verfaßt hat. Nicht von Martin Lichtmesz, aber von dieser Art, sich über die Gedenkminute und die Gedenkfeier zu äußern. Das war nicht nur geschmacklos, das war ein Fehler."
Ich weiß nicht woher Weißmann seine Weissheit nimmt, aber geschmacklos war Lichtmesz mit Sicherheit nicht. Geschmacklos war die gestrige Inszenierung. Kitschig obendrein.
Der Text ein Fehler? Vielleicht. Aber er hat mir aus dem Herzen geschrieben. Und nicht nur mir, wie ich weiß. Das kann kein Fehler sein.

Bin ich gefühllos gegenüber den Mordopfern? Ja. Denn ich kannte sie nicht. Sowenig, wie die Täter. Ich bin vollkommen unbetroffen. Ich habe damit nichts zu tun. Wer anderes behauptet, will mich in Sippenhaft nehmen. Auch von solchen Versuchen, habe ich genug. Zur Not gebe ich meinen Pass ab, den der Staat so großzügig an Fremde verteilt. Ich will mit euch nichts mehr zu tun haben. Ich bin im Geiste emigriert.

Wer immer an meine Gefühle appelliert, der will mich zu etwas zwingen, gegen das mein Hirn, mein Verstand rebelliert. Ich habe genug von staatlich verordneten Gefühlen. Ich bin abgestumpft, von all den Juden, die man vor siebzig Jahren in die Öfen geschoben hat. In Karthago hat man kleine Kinder bei lebendigen Leibe verheizt. So man den Römern glaubt. Haben sich die Semiten jemals dafür entschuldigt oder Trauer gezeigt?

War das jetzt geschmacklos? Meine Geschmacksknospen sind längst betäubt, durch das unübersichtliche Übermass an Geschmäckern, die in dieser Republik umhertreiben. In der DDR waren die Opfer Kommunisten, nachher waren es Juden, jetzt also Türken.

Man will aus mir partout einen Täter machen. Vielleicht ist es an der Zeit, einer zu werden. Es ist wie beim Komasaufen: Irgendwann läuft es über. Dann hülft nur noch speibn.
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(1) Und i muaß jetzt glei speibn; Sezession im Netz

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