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Montag, 3. Dezember 2012

Anus mundi

Kreuz.net ist verschwunden. Die Ästhetik des Verschwindens legt einen Eingriff staatlicher Zensoren nahe, die einmal mehr darüber bestimmen, was der Bürger lesen darf und was nicht.(1)

Man mag von kreuz.net halten, was man will, aber solche Seiten gehören zur Freiheit der Meinung und sie sind nicht schmuddeliger als das, was ein Gmünder produziert, dessen pornografischen Elaborate dem Verfassungsschutz als Ermittlungsgrundlage dienen.

Allein das ist so irre aberwitzig, dass ich aus dem ungläubigen Staunen kaum mehr herauskomme: Die Art, wie man Körperöffnungen gebraucht, hat Verfassungsrang erreicht. Anus mundi, in neuer Deutung, seine Würde ist unantastbar. Ist das grotesk? Natürlich ist es das: Der Staat fühlt sich gefährdet, wenn jemand gewisse sexuelle Praktiken missbilligt. Die Feststellung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, so surreal ist sie.

Niemand muss kreuz.net lesen. Aber die Entscheidung darüber, ob oder ob nicht, möchte ich ganz alleine treffen. Ich brauche keine Kognigenitore, die mir die Auswahl vorschreiben.

Wie WELT ONLINE meldet, ist nun auch "kath.net" ins Visier der Staatsanwälte geraten. Wann wird die Bibel verboten, weil in ihr die Ehe zwischen Mann und Frau geheiligt wird? Wann wird’s zum Staatsverbrechen.

Ich bin in einer totalitären Gesellschaft sozialisiert und so sensibilisiert für das, was zwischen den Zeilen zu lesen ist. Hier zieht etwas herauf. Etwas vollkommen Irres. Möglich, das sich die Wolken wieder verflüchtigen, die Gesellschaft zur Vernunft kommt. Aber die Diskussionen in der katholischen Szene des Westens lassen da nichts Gutes ahnen. Die haben es nicht begriffen. Aber sie werden es, wenn die Staatssicherheit Nächtens die Türen eintritt, weil sie in einer Kneipe einen Gmünder-Witz gerissen haben.

Noch ist es nicht soweit. Aber bald. Man muss nur so weitermerkeln. Nicht wahr, IM Erika?

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(1) Normalerweise brauchen DNS-Maschinen ein paar Tage, bis sie neue oder gelöschte Webseiten registrieren und eine Namensauflösung anbieten. Es seie, man manipuliert sie. Was so einfach nicht ist und auf eine größere Macht schließen lässt.

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