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Freitag, 26. April 2013

Die "Spezi-Wirtschaft" - eine Apologie

"Erst der Fall Hoeneß und jetzt die Gehälter-Affäre: Die CSU gerät plötzlich unter massiven Druck. Weil er seine Frau üppig mit Staatsgeldern versorgte, muss Landtagsfraktionschef Schmid gehen. Parteichef Seehofer fürchtet im Wahlkampf um das Image seiner Partei."(1)

In jedem türkischen Gemüseladen arbeitet die Frau des Inhabers mit, obwohl sie vom Jobcenter bezahlt wird, was niemand anstößig findet, weil keiner Notiz davon nimmt. Ein deutscher Selbstständiger, der dasselbe versucht, kassiert eine Anzeige, dem rückt nicht nur das Jobcenter auf den Pelz, sondern das Gewerbeaufsichts- und Finanzamt obendrein. Also bezahlt er der Ehefrau den Tarif, die er trotzdem noch zehnmal lieber anstellt, als eine bildfremde Wortschubse, von der man nicht einmal weiß ob sie Wasser, geschweige einen Kaffee zu kochen vermag.

Was für jeden Selbstständigen Normalität, soll nun ausgerechnet für Politiker nicht gelten, und das auch nur, weil der Landtag, folglich der Steuerzahler, die Familienkasse aufpäppelt. Ganz genauso viel Geld – und noch mehr - müsste der Steuerzahler berappen, wenn eine beliebige Frau statt des Eheweibs den Job erhielte. Eine Überlegung, die der urbane Mob gar nicht erst anstellt, gilt ihm doch alles, was der Familie nutzt, von vornherein als verdächtig korruptiv. Diese Art Familie, als „Spezi-Wirtschaft“ zu diskriminieren, ist zu einem Volkssport verkommen, dessen „Ideal“ die strikte Trennung von Familie und Beruf ist, wohl wissend, dass über siebzig Prozent der Scheidungen genau hierin ihre Ursache finden.

Dabei ist das Familienunternehmen die einzige Form, in der sich die vom Zeitgeist bemühte Vereinbarkeit von Familie und Beruf überhaupt sinnvoll herstellen lässt, gleichwohl ist das offenbar überhaupt nicht gewollt. Dabei beruhte die Stärke der Wirtschaft, im Gegensatz zum angelsächsischen Modell, von jeher auf dem verantwortlich handelnden Familienunternehmer, der seinen Betrieb vom „Seniorspezi“ zum „Juniorspezi“ vererbte. Aber auch das, wird, wie alles genuin Deutsche, zugunsten von Spekulanten und Heuschrecken zusehends abgewickelt, sprich „globalisiert“. Die begleitende Kakophonie hierzu, liefern die Zeitgeistmedien, die nicht einmal mehr auf die Idee kommen, den Sinn oder Unsinn solcher Kampagnen hintergründig zu durchleuchten.

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(1) Fall Hoeneß und Schmid-Rücktritt: CSU und Seehofer unter Druck; SPIEGEL ONLINE

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