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Sonntag, 5. Mai 2013

Это нормально

"Vor einem knappen Jahr war ein Flugzeug vom Typ Antonow An-2 vom Startplatz der russischen Industriestadt Serow gestartet, ohne die zuständige Luftfahrtbehörde vorher benachrichtigt zu haben. Das Flugzeug, der Pilot und die zwölf Passagiere galten seitdem als verschollen. Durch Zufall fanden zwei Jäger jetzt das Flugzeugwrack mit seinem grausigen Inhalt."(1)

Das erinnert mich an einen ähnlichen Flug, den ich in einer AN-2 absolvierte. Wir flogen vom Ural aus kommend in östlicher Richtung in rund 20 Meter Höhe über sibirische Wälder, die sich nach allen Himmelsrichtungen bis über den Horizont erstreckten. Nirgends war auch nur die geringste Spur menschlicher Tätigkeit zu entdecken, nur ab und zu erblickte ich eine Lichtung.

Das Besondere: Der Motor des einmotorigen Doppeldeckers verschluckte sich in regelmäßigen Abständen. Mein Begleiter, der wohl meine Schweißperlen auf meiner Stirn bemerkte, legte beruhigend seine Hand auf meinen Arm und schrie, um den Motorlärm zu übertönen, mir ins Ohr: Это нормально. (Das ist normal).

Ein Blick auf die mitreisende Бáбушка (Mütterchen), beruhigte mich. Sie saß in aller Seelenruhe auf einer ihrer schnatternden Entenkäfige und kaute auf irgendetwas Undefinierbaren herum. Sie kannte offenbar die stotternden Geräusche.

Ich war dennoch froh, als wir endlich auf einer holprigen Wiese, mitten in der Taiga und fernab jeder bekannten Zivilisation, landeten. Am Abend, beim knisternden Lagerfeuer erzählte man sich, wohl um den Hемцы zu foppen, die wildesten Geschichten über abgestürzte Flugzeuge und deren Besatzungen, die in den sibirischen Urwäldern auf immer verschollen waren. Harhar (2).

Auf dem Rückweg flogen wir in einem Hubschrauber, von dem ich bis heute glaube, dass es eine, wenn auch stark umgebaute, MI-8 gewesen sein muss.
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(1) Grausiger Fund im Ural: Jäger finden Flugzeugwrack voller Leichen im Sumpf; Nachrichten

(2) Harhar: Fremdsprachlicher Ausdruck für lööle, lol oder rofl. ;)

1 Kommentar:

  1. Im Technikmuseum Sinsheim ist/war eine Antonov AN2 zu bewundern, neben einer DC3 aus der gleichen Zeit - und einer JU 52. Ich hatte nie das Vergnügen mit einer dieser Maschinen mitfliegen zu dürfen. Von der Ausstattung her gaben sich alle drei in ihrer Militätform nichts. Die Douglas mutete am modernsten an, in den Details aber gleich schäbig wie die Antonov. Die DC3 war ja als "Rosinenbomber" zum Mythos geworden. Die JU 52 war sicher nicht weniger komfortabel als die anderen beiden Maschinen.
    Mein einziger und letzter Militärflug fand im September 1976 statt: mit einer Transall der BW nach Udine zum Katastropheneinsatz nach dem verheerenden Erdbeben dort. Eine zugige Angelegenheit, aber mit einem guten Sicherheitsgefühl. Und mit der Devise: wir sind alle in Gottes Hand.

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