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Mittwoch, 23. März 2011

Rauben, plündern, totmachen

"Drei Tage rauben, plündern und totmachen, das hat der Tilly1 versprochen." Mit exakt diesen Worten beschwerte sich ein Landsknecht bei einem Obristen, der ihn daran hindern wollte, das Haus eines reichen Magdeburgers zu plündern. Die Szene spielte sich bei der Eroberung Magdeburgs im Jahre 1631 ab, als die kaiserlichen Truppen die Stadt eroberten.

Bis zum Westfälischen Frieden von 1648 war die Motivation für die Teilnahme an einem Kriegszug fest umrissen: Rauben, plündern, totmachen. Die meisten Hopliten, Legionäre, Ritter oder Landknechte taten dies in der Hoffnung auf leichte Beute und schnellen Reichtum. Krieg war ein hohes Risiko, aber auch die Chance für einen schnellen gesellschaftlichen Aufstieg, wenn man sich im Dienste eines Kriegsherren bewährte. Vor allem für Nachgeborene, die kaum eine Chance hatten das väterliche Erbe anzutreten, war der Krieg oft die einzige Möglichkeit sich einen Platz in der Gesellschaft - im wahrsten Sinne des Wortes - zu erkämpfen.

Wenn Soldaten heute in den Krieg ziehen, haben sie keinen Anteil an der Kriegsbeute zu erwarten. Höchstens ein Stück Blech, Orden genannt, oder eine "Gefahrenzulage" zum eher kargen Sold. Der heutige Soldat und der willige Daheimbleiber sind Idealisten: Ihre "Kriegsgründe" sind "Demokratie", "Freiheit" und "Menschenrechte", mithin gewöhnliches Moralin. Die heutigen Kriegsbefürworter erwarten keinen Anteil am Raub, das wäre unmoralisch, sie sind sogar bereit den Feldzug mit ihren Steuergeldern zu bezahlen. Selbstlos und idealistisch freuen sich die Kriegsclaqueure ein Loch in den Bauch, wenn irgendwo ein angeblicher Diktator gestürzt wird und ein "Demokrat" den verweisten Thron besteigt. Zwar hat keiner dieser Kriege die Welt sicherer oder gar besser gemacht, es ist allein die gute Absicht, die für die jene Menschen zählt, die der Bolschewik Lenin „nützliche Idioten“ nannte.

An den Gründen des Krieges hat sich seit der Antike nichts geändert. Sie heißen nach wie vor rauben, plündern, totmachen. Die Moderne bedient sich nur verschiedener Euphemismen und subtilerer Mechanismen, um diese Zusammenhänge zu vernebeln.

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(1) Tilly: kaiserlicher Feldherr im Dreißigjährigen Krieg

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