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Dienstag, 8. Mai 2012

Der Kotau von Breda

"Der Besuch in den Niederlanden war Gaucks bisher schwierigste Herausforderung. In Breda hat der Bundespräsident als erstes ausländisches Staatsoberhaupt zum Jahrestag der Befreiung gesprochen."1
Als der Krieg am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation der Wehrmacht beendet wurde, war Gauck gerade mal fünf Jahre alt. Er dürfte also keine Erinnerungen an die Zeit der "nationalsozialistischen Diktatur" und das schmachvolle Ende derselben nicht als "Befreiung" erlebt haben.

In Erinnerung muss Gauck die Zeit danach geblieben sein, denn sein Vater wurde am 27. Juni 1951 von den sowjetischen "Befreiern" unter fadenscheinigen Vorwänden verhaftet und in einem Geheimprozess zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Die Familie erfuhr vom Schicksal des Vaters erst im September 1953.

Wie kann dieser Mann in Anbetracht seiner Vita vom 8. Mai als einen "Tag der Befreiung" sprechen, dem Tag an dem im Osten eine Diktatur gegen eine andere ausgetauscht wurde? Zumindest in Bezug auf die Ostdeutschen ist die These vom "Tag der Befreiung" nichts als blanker Zynismus. Im Osten wurde 1945 niemand "befreit".

Ich selber habe die "Befreiung vom nationalsozialistischen Joch" nie erlebt. Ich wurde weit nach dem Krieg geboren. Was vor dem 8. Mai 1945 geschah, kenne ich, wie meisten heute lebenden Deutschen und Niederländer, lediglich aus Geschichtsbüchern. In den Lehrbüchern der DDR stand eine andere Geschichte als die, die ich nach 1989 in der BRD zu lesen bekam. Geschichte, das habe ich damals gelernt, ruht nicht auf Wahrheiten oder Fakten, sondern auf Mythen, die jene erzählen, die gerade an der Macht sind.

Was ich sicher weiß, Deutschland hat 1945 einen Krieg verloren. Die Ansprüche der Sieger reichen bis in die heutige Zeit und sie werden auch die die gerade heranwachsende vierte Nachkriegsgeneration nicht davon verschonen. Das hat Gauck mit seinen Kotau in Breda unmissverständlich klar gemacht.

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